Das Bild dieses Herrschers schwankt zwischen höchstem Lob und tiefster Verdammung. Die Bauern sahen in ihm ihren Befreier, die Kirche verdammte ihn, weil er den Anschein hatte, ein Anhänger und sogar Nachfolger Martin Luthers zu werden.
Jede Reform machte Missvergnügen; natürlich gab es auch Menschen, die sich darüber freuten.
In der zehnjährigen Alleinregierung des Monarchen wurden mehr Neuerungen durchgeführt, als mancher Herrscher vor und nach ihm zustande gebracht hätte.
Vielleicht hatte er zuviel angestrebt; er hatte zwar vieles erreicht, doch für manche Reformen schien die Zeit noch nicht reif. Etliche mussten wieder rückgängig gemacht werden.
 
 
JUGEND & ERZIEHUNG:
Der Tod des Kaisers Karl VI im Jahre 1740 fand noch vor der Geburt eines Enkels statt. Erst fünf Monate nach dessen Ableben brachte seine Tochter Erzherzogin Maria Theresia (als Kaiserin wurde sie fälschlicherweise bezeichnet, nachdem ihr Mann Franz Stephan von Lothringen 1745 zum Kaiser gekrönt wurde) einen Knaben zur Welt.
Joseph II wurde als ältester Sohn des Kaisers Franz I und der Kaiserin Maria Theresia am 13. März 1741 in Wien geboren.
 
Aus dieser Ehe gingen insgesamt 16 Kinder hervor, neben Joseph II noch den späteren Kaiser Leopold I sowie die Königin von Frankreich Marie Antoinette.
Maria Theresia war als sehr fürsorgliche Mutter bekannt: Sie solle sich rührend um ihre Kinder gesorgt haben, ihnen aber gleichzeitig eine strenge Vorbereitung für ihr späteres Leben aufgezwungen haben. Selbst als ihre Kinder nach und nach das Elternhaus verließen, wurden ihnen Instruktionen gegeben, von denen die stolze Mutter erwartete, dass sie diese bedingungslos ausführten.
Joseph II war aber scheinbar einer, der sich wenig um das scherte, was seine Mutter von ihm verlangte (in späteren Zeiten sollte ihm dieses Verhalten sowohl Erfolge als auch Misserfolge einbringen). Nachdem die Erziehung durch seine Betreuerinnen, die ihn wohl mehr verzogen als erzogen hatten, sein Ende gefunden hatte, wurde der junge Kronprinz in die Obhut des Feldmarschalls Graf Karl Batthyány gegeben, dessen Aufgabe darin bestand Josephs militärische Interessen noch weiter auszufeilen. Natürlich wurde er auch auf die bevorstehenden Aufgaben als Regent vorbereitet.
 
Nach seiner Heirat mit Isabella von Parma im Jahre 1760 war diese Ausbildung zu Ende und ab dieser Zeit durfte Joseph langsam aber sicher an der Regierung seiner Mutter teilhaben. Mittels Ratssitzungen der Wiener Zentralbehörden, die periodisch abgehalten wurden, wurde er intensiv auf seine zukünftigen Aufgaben vorbereitet. Erst allmählich aber fühlte er sich diesen Aufgaben gewachsen – trotzdem galt es noch Erfahrungen zu sammeln.
Neben Batthyány unterstützen ihn noch zwei weitere Herren, nämlich der Freiherr Johann Christoph Bartenstein und der Oberstkämmerer Graf Johann Joseph Khevenhüller (war auch schon bei Maria Theresia als militärischer Berater tätig), die beide sehr stark in die kaiserliche Familie eingebunden waren und das Vertrauen derselbigen in höchstem Maße genossen, bei seiner Ausbildung zum Mitregenten.
 
Diese waren es auch, die versucht hatten Josephs Bildungsweg in geeignete Bahnen zu lenken, die für sein späteres Handeln von größerem Vorteil gewesen wären. Großes Augenmerk wurde hierbei besonders auf Wirtschaft, Gesellschaft, Religion und Verfassung gelegt. Auf Literatur und Kunst wurde größtenteils verzichtet, weil auch beim jungen Kronprinzen kein großes Interesse dafür bestand. Alle Fürstenkinder wurden in gleicher Weise unterrichtet, zumindest was die Bandbreite der Unterrichtsfächer betraf. Diese wurden nicht tiefgründig genug behandelt, man hatte also gerade die Chance auf ein limitiertes Allgemeinwissen. Joseph entsprach diesem Maßstab ganz und gar nicht. Was auch immer er für wichtig hielt, wurde von ihm eingehend behandelt – so konnte er seinen Horizont erweitern, obwohl man ihm immer vorschreiben wollte, was er zu lernen hatte. Er war jedem Tag einem strengen Plan unterlegen, der die Anzahl der Schulstunden täglich angab und ihn auch von kirchlichen Angelegenheiten, wie Gebet und heilige Messen nicht ausschloss. Zu dieser Zeit entwickelte sich langsam eine Abneigung gegen kirchliche Dinge.
Das Erlernte wurde von ihm in seiner späteren Tätigkeit so durchgeführt, als müsste er sich an ein bestimmtes System halten – sollte aber nicht unbedingt als negativ gewertet werden. Auf schöpferische Phantasie oder Einfühlsamkeit legte er keinen besonderen Wert.
 
Der Kaiser war seit jeher als Einzelgänger bekannt, wurde sogar als menschenscheu bezeichnet. Ausschließlich mit Leuten von höherem Rang soll er seine Gespräche geführt haben.
Man sagt ihm sogar nach, dass diese Verhaltensweise aber mehr den alten habsburgischen Hochmut durchschimmern lasse und von Hemmungen deswegen keine Rede sein konnte.
Maria Theresia war aber stets dahinter seinen Umgang mit anderen Leuten zu formen und sein schon in der Kindheit auftauchendes schlechtes Benehmen in Freundlichkeit umzuerziehen. Joseph hatte die Angewohnheit sich nicht nur über die Familie sondern auch über beliebige Leute lustig zu machen und mit ihnen seine Scherze zu treiben. Es machte ihm Spaß seine Widersacher zu erniedrigen (ein bisschen Sadismus spielte da wohl auch mit). Bei Joseph war alles vorauszusetzen, nur nicht Takt. Seine Mutter empfand dies als grässliche Unart und versuchte es ihm mit allen Mitteln abzugewöhnen.
 
Eigentlich wurde er als harter, gewalttätiger, hektischer aber auch ehrgeiziger Mann beschrieben, dem Lob von allen Seiten extrem wichtig war und ihm auch neuen Auftrieb in seine Arbeiten gab. Geschäfte, die er zu erledigen hatte wurden schnell vom Tisch gebracht; Widersprüche wurden nicht geduldet, niemand sollte sich in seine Angelegenheiten mischen. Joseph war von seinem Talent und seinen Fähigkeiten fest überzeugt, Fehler zu machen war seiner Meinung nach also ausgeschlossen.
 
 
1.  EHE:
Diese Ehe war zweifellos eine politische Abmachung zwischen Österreich und Frankreich.
Die Häuser Bourbon und Habsburg sollten auf eine festere Grundlage gestellt, die Beziehung somit gefestigt werden.
Die Zeremonie fand am 6. Oktober 1760 in der Wiener Augustinerkirche statt – Joseph war gerade 19 Jahre alt. Er sowie viele andere waren von Isabellas Charme begeistert. Isabella hingegen fühlte sich in ihrer neuen Umgebung nicht wohl. Unter diesen schrecklichen Umständen brachte sie eine Tochter zur Welt, ein zweites Mal erlitt sie eine Fehlgeburt. Sie war erst 22 Jahre alt, als sie den Kampf mit den Blattern verloren hatte. Ihr Mann war in der ersten Zeit sehr verbittert und sich genau deshalb eines fortdauernden Lebens in Unglück gewiss.
Vier Monate nach Isabellas Tod wurde er in Frankfurt am Main zum König gekrönt.
 
 
DIE KÖNIGSKRÖNUNG:
Trotz seiner bleibenden Verbitterung über seiner Gattin Verlust, schilderte er diese Krönung als sehr glanzvoll. Viele Ordensträger und Adelige wohnten dieser Festivität, die am 3. April 1764 statt gefunden hatte, bei und verliehen ihr mit ihrer Anwesenheit besonderen Glanz.
Der junge römische König beklagte sich nur über das immense Gewicht, das er mit den Königsgewändern plus Krone zu schleppen hatte.
Seine weitere Aufgabe bestand nun darin das habsburgische Adelsgeschlecht fortbestehen zu lassen. Maria Theresia nahm in der Zwischenzeit schon etliche Angebote heiratsfähiger Frauen aller Lande entgegen, die an einer Vermählung mit dem Thronfolger Interesse zeigten.
Entweder Joseph selbst oder der Graf von Kaunitz (Ratgeber in außenpolitischen Angelegenheiten Maria Theresias) wählten die in Frage Kommenden aus oder erteilten sofort eine Absage, sowohl aus politischen Gründen als auch bei Abneigung von seiten Josephs. Seine Zukünftige sollte seiner ersten Frau so ähnlich wie möglich sein.
 
 
2.   EHE:
Am 23. Jänner 1765 feierte er seine zweite Vermählung mit Maria Josepha, die Tochter Karls VII und eine Frau,
die Josephs Vorstellungen ganz und gar nicht entsprach. Aber die Habsburger-Dynastie sollte ja aufrecht erhalten bleiben – so wollte es zumindest die Familie.
Maria Josepha war mehr ein Gegenstand der Verachtung für Joseph und als auch sie zwei Jahre nach der Eheschließung von den Blattern dahin gerafft wurde, schien er sogar erleichtert. Dieser Abschnitt in seinem Leben war nun abgehakt, alle Energie, die der angehende Kaiser sichtlich lieber in eine Familie gesteckt hätte, flossen nun in seine Arbeit.
Die Schicksalsschläge, die ihn nacheinander getroffen hatten, hatten die Person Joseph II entscheidend verändert.
 
 
DIE MITREGENTSCHAFT:
Der erste Schritt dazu war ja bereits mit der Königskrönung von 1764 gesetzt worden. Ein Jahr später sollte er seinem Vater auf den Kaiserthron nachfolgen und als“Kaiser des heiligen römischen Reiches deutscher Nation“wirken.
Die Jahre zuvor gingen an dem jungen Erzherzog spurlos vorüber: der Umsturz des außenpolitischen Systems durch Kaunitz, der dritte schlesische Krieg, der sieben Jahre andauerte sowie das Wirken des Staatsreformers Haugwitz – diese Ereignisse geschahen noch lange vor seiner Zeit.
Seinen ersten Schritt in die Politik tätigte er mit einer sogenannten Denkschrift, die er dem Staatsrat einreichte und die seine Ziele und Vorhaben enthielten:
  • Herrscherverantwortlichkeit,
  • Machtzentralisation des Staates,
  • absolute Rechte der Kronen,
  • Beseitigung der Sonderrechte,
  • Ausgleich der Stände und dass der Herrscher als erster Diener des Staates agiere, waren seine Absichten. Es handelte sich hierbei um ein Programm des aufgeklärten Absolutismus.
Nach Franz‘ Tod am 18. August 1765 bestimmte Maria Theresia ihren Sohn zu ihrem Mitregenten in den Erblanden; die letzte Entscheidungsbefugnis sollte jedoch bei ihr bleiben. Ihr verstorbener Gatte hatte auch lediglich eine repräsentative und mitberatende Funktion innegehabt. Einzig und allein die Wirtschafts- und Finanzpolitik waren die Bereiche, die er verwalten durfte.
Den Wünschen ihres von der Aufklärung geprägten Sohnes nach weitgehenden inneren Reformen widersetzte sie sich teilweise; nur die Reichsgeschäfte, die zuvor Franz I erledigt hatte, wurden ihm und dem Staatskanzler Kaunitz uneingeschränkt übertragen. Beide strebten dieselbe Richtung an, Meinungsverschiedenheiten mit der Kaiserin waren also nicht auszuschließen.
 
Im Inneren wurde vorerst dafür gesorgt die Zinsen der Staatsschulden mittels Verordnungen über strikte Einsparungen zu senken. Alle unnötigen Geldausgaben bei Hofe wurden vorläufig gestrichen.
Schwerpunkt bei seiner Tätigkeit lag natürlich in der Reichspolitik. In den habsburgischen Erblanden regierte er zwar zusammen mit seiner Mutter, diese ließ ihm jedoch bei seinen Reformvorhaben im Inneren kaum freie Hand. Von ihr wurde er kritische gesehen.
Joseph hatte sich vorgenommen die Macht der Habsburger zu erhöhen – sei es durch Kampf oder Aussöhnung.
Selbst zum “alten Fritz“(Friedrich II von Preußen), der dem Reich schon zur Zeit Maria Theresias Alleinregierung mit Nicht – Anerkennung der pragmatischen Sanktion und dem Kampf um Schlesien Probleme gemacht hatte, versuchte er seinen Friedensweg zu bahnen.
 
Pragmatische Sanktion: Ein Erlass des Kaisers Karl VI, der besagt, dass es auch in Zukunft auch weibliche Erbfolge geben soll. Karl VI war eine männliche Nachkommenschaft leider ausgeblieben. 1713 wurde diese Schrift veröffentlicht, die überdies auch noch besagt, dass eine Teilung des Habsburgerreiches verhindert werden soll. Beinahe sein ganzes Leben lang arbeitete er an der Zustimmung der anderen europäischen Großmächte zu diesem Erlass.
 
Als Maria Theresia 1740 ihre Regierung antrat, brachen viele Mächte ihr Versprechen und standen der (erstmals weiblichen) Herrscherin als Feinde gegenüber. Zu den großen Gegenspielern Maria Theresias zählte auch Friedrich II aus Preußen. Wegen ihm kommt es zum Österreichischen Erbfolgekrieg: Er hatte es verstanden sich in beiden schlesischen Kriegen durchzusetzen und Schlesien seinem Reich trotz Maria Theresias Widerstand einzuverleiben. Für die Habsburger war trotz Unterstützung anderer europäischer Mächte Schlesien endgültig verloren.
 
Anders als bei dem Versuch Preußen an sein Reich anzunähern, gelang es ihm die Wiener für sich zu gewinnen und sich bei ihnen beliebt zu machen. Der Kaiser liebte den regen Kontakt mit den niedrigen Volksschichten, sollte sogar die Vorliebe gehabt haben, sich unters Volk zu mischen und auch sexuelle Abenteuer nicht auszuschlagen. In einem damalig sehr verrufenem Lokal soll er einmal unsanft vor die Tür gesetzt worden sein, woran auch noch heute eine Aufschrift im Türbogen erinnert:
„Durch diese Thür in Bogen ist Kaiser Joseph II geflogen“.
Nicht nur wenn es um seine Belustigung ging, sondern auch um die des Volkes, hatte er immer ein offenes Ohr:
Am 7. April 1766 übergab er den Prater der allgemeinen Benützung. 1775 wurde auch der Augarten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Seine Einstellung zum Umgang mit Grünflächen hielt er in einer Inschrift über dem Eingang des Augartens fest:
 
„Allen Menschen gewidmeter Erlustigungsort von ihrem Schätzer“. Teile dieser Gebiet blieben aber nach wie vor Jagdgebiete und somit der Bevölkerung verschlossen. Auf der anderen Seite bildete sich das, was man heute als “Wurtslprater“ bezeichnet. Buden und Wirtshäuser wurden aufgestellt, um für Erfrischungen für die Spaziergänger zu sorgen. Im Jahre 1770 ordnete er an, dass im Bereich des Glacis Fußwege und Fahrstraßen angelegt werden sollen. Nachdem dieses Areal begrünt wurde, konnte es sich zum dritten Erholungszentrum entwickeln, das unter Joseph II gegründet wurde.
Obwohl er –wie schon erwähnt- für Kunst und Literatur nichts übrig hatte, unterstützte er den aufstrebenden Wolfgang Amadeus Mozart und entschloss sich sogar das Burgtheater selbst zu übernehmen und als „Nationaltheater nächst der Burg“ zu führen.
 
Aber nicht immer wurde er als gütiger Mensch beschrieben. Goethe soll sogar schriftlich niedergelegt haben, dass es dem Herrscher am Herzen fehlte. Joseph galt also als sehr aggressiv und egoistisch. Auch hier ist auffällig, dass sich Joseph im Vergleich zu seiner Mutter wie Himmel zu Hölle verhielt, da sie als äußerst warmherzig und geduldig galt und sich deshalb seine Hektik und sein Ehrgeiz („Von allem was ich unternehme, will ich auch gleich die Wirkung empfinden“) nicht mit ihren Ansichten vereinbaren ließen. Diese Gründe trugen sicherlich auch zu einer gesundheitlichen Verfassung bei, die rapide schlechter wurde.
 
Joseph unternahm auch viele Reisen innerhalb seiner Erbländer. Seine erste Reise führte ihn 1765 nach Ungarn, wo er im Gegensatz zu seiner Mutter widerspruchslos als Reichsherrscher anerkannt wurde. Bei diesen vielen Fahrten bemühte er sich ein selbständiges Urteil über die verschiedensten Gebiete zu gewinnen. Dies geschah allerdings sehr lückenhaft, weil er sich nur wenig Zeit dazu nahm, was ihm bei seiner Mitregentin wieder einen Minuspunkt einhandelte. Die Meinungen der beiden waren einfach zu unterschiedlich:
 
Die Prinzipien seines Gedankengutes, dieses “Josephinismus“ in Staat und Kirche bezogen sich auf straffe Zentralisation nicht nur innerhalb der habsburgischen Erbländer, auf die Bildung eines Einheitsstaates inklusive Ungarn, den Niederlanden sowie einigen anderen Gebiete, weitere Umgestaltung des Verhältnisses zwischen Staat und Kirche, wobei Kirche weitgehend der Staatsaufsicht unterworfen werden sollte, sowie auf die Duldung aller Religionsbekenntnisse.
Als “Josephinismus“ versteht man zusammenfassend die durch Kaiser Joseph II (zusammen mit seinem Staatskanzler Graf Kaunitz) im Habsburgerreich im Sinne des aufgeklärten Absolutismus betriebenen Reformen.
 
Auch in der Außenpolitik geriet er mit Maria Theresia in Konflikt, als er gegen ihren Willen (wieder gemeinsam mit Kaunitz) den Machtbereich der Habsburger erweiterte, indem er Galizien und Lodomerien von Polen durch dessen Teilung (1772) und die Bukowina (Buchenland) vom osmanischen Reich (1775) erwarb. Bukowina war das Verbindungsglied zwischen Österreich und Siebenbürgen.
Die Vereinigung mit Galizien fand dann im Jahre 1786 statt.
Diese erste Teilung Polens war zweifellos eine der übelsten Akte der Großmachtpolitik. Joseph wollte aber Länder erwerben. Da auch bei Rußland und Preußen dieses Interesse bestand, insbesondere für Polen, musste eine Teilung vollzogen werden.
 
Sein Versuch, nach dem Aussterben der bayerischen Linie der Wittelsbacher (Kurfürst Maximillian III Joseph von Bayern war der Letzte dieser Sorte) bayerisches Territorium zu gewinnen, wurde von Friedrich II vereitelt; lediglich das Innviertel ging in den Besitz der Habsburger über(1778/89).
Der bayerische Erbfolgekrieg (Beginn: 5. Juli 1778) wird auch des Öfteren “Kartoffelkrieg“ genannt, weil die Soldaten sich ausschließlich von Kartoffeln ernährt hatten. Er fand mit dem Frieden von Teschen seinen Abschluss.
Zu einem weiteren Zusammentreffen zwischen Friedrich II und Joseph II kam es nicht mehr. Sein nächstes Ziel war die Schwächung und Isolierung Preußens, die er durch ein Bündnis mit der russischen Zarin Katharina II, von deren Eigenschaften er begeistert war, erreichen wollte.
Der Gesundheitszustand der Herrscherin Maria Theresia verschlechterte sich zu dieser Zeit zunehmend. Sie starb am 29. November 1780. Vier Tage später wurde sie beigesetzt – Joseph wurde die Alleinherrschaft übertragen.
 
 
DIE ALLEINHERRSCHAFT 1780 – 1790 + Reformen:
Joseph war zu diesem Zeitpunkt 39 Jahre alt. Nun bot sich ihm die endgültige Chance sein Programm zu verwirklichen, bei der auch eine gewisse Hartnäckigkeit und Gewalttätigkeit seinerseits nicht auszuschließen waren.
Sein eigener Bruder Leopold II, der nach Josephs Tod auf den Thron stieg, machte ihm das immer wieder zum Vorwurf. Auch Kaunitz zog sich aus der Zusammenarbeit mit dem neuen Regenten zurück.
 
Außen – wie innenpolitisch hatte der Kaiser nun alle Hände voll zu tun:
Er wollte Bayern und die Oberpfalz erwerben und Salzburg gegen Luxemburg plus einigen kleineren Gebieten eintauschen. Aber wieder wurde ihm von Preußen ein Strich durch die Rechnung gemacht. Friedrich verstarb im übrigen im Jahre 1786. Das Verhältnis zu Preußen sollte nun endlich verbessert werden, Kaunitz aber legte Einspruch ein, welcher zu einer noch engeren Verbindung mit Rußland führte.
 
Im Grunde genommen genügte es, dass Joseph nur einen Einfall hatte: tags darauf war er Gesetz!!!
Dazu errichtete er die Vereinigte Böhmisch-österreichische Hofkanzlei, die für Verfassung und Verwaltung zuständig war. Diese gliederte sich in 13 Abteilungen, die jeweils einem referierendem Hofrat unterstanden. Zentralverwaltung wurde deutlich gestrafft, wobei auch Beamtenstellen verringert wurden.
1782 gab es nur noch fünf Zentralbehörden:
  • Staatsra
  • tHaus-, Hof- und Staatskanzlei
  • Vereinigte Hofstellen
  • Hofkriegsrat &
  • Oberste Justizstelle.
In den Einzelländern seines Königreiches suchte er die Verwaltung zu vereinheitlichen und zu zentralisieren sowie Deutsch als Amtssprache durchzusetzen (1784 festgelegt). Über fremde Kulturen, nationale Eigenheiten und Vorstellungen seiner Völker bestimmte er, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden. Es wurde sogar ein Ultimatum gestellt, bis wann man die deutsche Sprache zu beherrschen hatte. In jedem kleinsten Teil der Monarchie hatte dies zu geschehen!
Die nur lose verbundenen Völker und Staaten sollten mit Hilfe dieser Maßnahmen zusammen geschweißt werden. Jede Art ständischer Nebenregierung oder Selbstverwaltung der Provinzen und Städte, sowie jederlei Sonderrechte von Adel und Klerus wurden von ihm abgelehnt. Diese kultur-, schul- und bildungspolitischen Reformen provozierten klarerweise Aufstände in den um größere Eigenständigkeit kämpfenden Regionen des Vielvölkerreichs, z.B Ungarn (1788) und die österreichischen Niederlande (1789).
 
Sein nächster Schritt war die Durchführung der bereits eingeleiteten Ständereform. Die Auflösung der Exekutivbehörden der Stände wurde veranlasst. Der Adel wurde mit einer Grundsteuer belegt.
Um seine “Angestellten“, die nicht mehr als Diener des Herrschers sondern als Diener des Staates galten, beim regelmäßigen Aufsuchen ihrer Arbeit kontrollieren zu können, führte er “Erscheinungslisten“ ein, die über die genaue Zeit des Kommens und des Gehens der Beamten Auskunft geben konnten.
 
Um diesen großen Verwaltungsapparat in Ordnung zu halten, war auch das Militär- und Sicherheitswesen von besonderer Bedeutung. Das Heerwesen war ihm auch gleich nach dem Tod seines Vaters uneingeschränkt zugefallen. Ein höchst schlagkräftiges Heer sowie bestimmte ausgebildete Heerführer waren ihm ein Anliegen, da schon während den schlesischen Kriegen einige Mängel aufgetreten waren. Gemeinsam mit seiner Mutter führte er die Heeresreform durch, die ein stehendes Heer von circa 100 000 Soldaten mit einheitlichen Uniformen sowie Waffen aufwies.
 
Mittels einem Kantons-System hatte er auch die militärischen Angelegenheiten vollends in der Hand – Für eine oder auch mehrere Provinzen waren jeweilige Generalkommandos zuständig. Mit der Zeit kamen aber auch hier hohe Kosten auf ihn zu, z.B. verbesserte Bewaffnung und Ausrüstung und entsprechende Befestigung der Grenzen. Im Krieg gegen die Türken 1788 konnte er dennoch keine Erfolge erzielen und das unzufriedene Volk nur noch mehr umstimmen.
 
Auch das Polizeiwesen – soweit es damals schon vorhanden war – wurde verbessert. 1770 wurde eine Häusernummerierung durch- und die Meldepflicht für alle Fremden eingeführt. Auch Volkszählungen wurden neuerdings veranstaltet und Grundbücher angelegt, womit der späteren Polizeiorganisation natürlich sehr geholfen war. Diese Organisation wurde zunächst in eine öffentliche und in eine Geheimpolizei unterteilt.
Ab 1785 versuchte man sie auch in den übrigen Landeshauptstädten einzuführen, da sie anfangs nur in Wien vertreten war. Als weitere Schritt wurde die Exekutive von der Judikativen getrennt. Ziel war es dem Staate schädliche Personen zu eliminieren.
 
Weiters milderte er die Zensurbestimmungen: Sein Zensurgesetz vom 8. Juni 1781 erlaubte jedem seine Meinung preiszugeben, wenn er nur seinen Namen dazu schreibe. Zensurbehörden wurden aufgelassen; lediglich für die Veröffentlichung päpstlicher Erlässe musste die Zustimmung des Herrschers eingeholt werden. Kritik an den bestehenden Religionen war jedoch erlaubt. Aufgrund der plötzlichen Pressefreiheit konnte der Buchhandel und das Buchdruckergewerbe große Gewinne verzeichnen. Eine Flut von Publikationen wurde ausgelöst, vor allem Broschüren, die in ihrer Kritik vor nichts halt machten.
 
Durch das Toleranzpatent (zuerst für Griechisch-Orthodoxe und Protestanten – 13. 10. 1781, später für die Juden – 2.1.1782), das nicht-katholischen christlichen Konfessionen die Glaubensfreiheit gewährte und dem Untertanenpatent (1.11.1781- mit diesem Erlass wurde die Leibeigenschaft in den böhmischen Ländern aufgehoben, weiter wie für Ungarn folgten. Damit wurde die Lage der Bauern erheblich verbessert) kam es zu einem Aufschwung der Industrie. Viele Arbeitskräfte konnten aus bisher ausgeschlossenen Bevölkerungsschichten gewonnen werden.
Die Monarchie sollte – wie gesagt- zu einem einheitlichen Wirtschaftskörper ausgestaltet werden.
 
Ein Patent von 1784 verschärfte dieses System noch durch weitere Einfuhrverbote oder überhöhte Schutzzölle für alle entbehrlichen oder in der Monarchie selbst produzierten Waren.
Mittels dieser Schutzzölle förderte er Wirtschaft und Handel.
Der Kaiser blieb aber allerdings davon überzeugt, dass der Fernhandel für den Staat von Nutzen sei und schloss Handelsverträge mit z.B. Marokko, Rußland oder der Türkei ab.
 
Im Zuge dieser tief greifenden merkantilistischen Wirtschaftsreformen wurde auch der Zunftzwang aufgehoben.
Der Handel blühte, Export wie Import waren völlig ausgeschöpft. Klarerweise vermehrten sich auch die Manufakturen von Tag zu Tag, die in verschlossenen Klöstern Platz finden konnten.
Im Jahre 1786 fielen sogar sämtliche Marktbeschränkungen, jedem war ab sofort erlaubt zu verkaufen wo, was und wann er wollte.
Natürlich trat hier das Problem der Kinderarbeit auf, nach dessen Behandlung von Joseph II aber mit neuen erträglicheren Vorschriften bedacht wurde.
Durch all diese Maßnahmen schuf er einen riesigen Wirtschaftsraum; in dem sich Handel und Gewerbe ungehindert, also ohne Verfälschung durch Privilegien oder Monopole, entfalten konnten.
 
Die wohl wichtigste Reform aller betraf den hygienischen und sanitären Bereich, z.B. ist ihm die hygienische Verbesserung der Friedhofssituation zu verdanken. Er hob die Friedhöfe in der Stadt auf und errichtete an ihrer Stelle die Vorortefriedhöfe, was der verbreiteten Seuchenangst der Zeit Rechnung trug. Der Matzleinsdorfer Friedhof oder der St. Marxer Friedhof wären welche, die in dieser Zeit entstanden sind.
 
Eine Reihe von Maßnahmen kamen der Landbevölkerung zugute. Hut- und Gemeindeweiden wurden verteilt, übergroße Gebiete zerstückelt und auch an das Volk weiter gegeben.
Die bäuerliche Abhängigkeit in persönlichen, wirtschaftlichen und politischen Gründen sollte vermindert werden.
1775 wurde mit der Aufteilung von Staatsgütern an die Bauern begonnen, die Robotverpflichtungen (Fronarbeit, die der Bauer seinem Grundherren leisten musste) in Geld abgelöst und die Leibeigenschaft größtenteils aufgelöst bzw. durch Untertänigkeit, wie sie in allen anderen Erbländern üblich war, ersetzt (1781).
Joseph war nunmal mehr ein Freund des Volkes als des Adels oder Klerus, was er diesen Schichten auch deutlich zu spüren bekommen ließ. Seine Bauern waren den Grundherren in seinen Augen gleichgestellt und durften sich nicht vom Gegenteil überzeugen lassen. Der Adel versuchte natürlich seine Ablehnung gegen die neue Agrarreform darzulegen. Dem ungarischen Adel gelang es sogar sämtliche Reformen bis auf die aufgehobene Leibeigenschaft zu widerrufen.
Durch diese wirtschaftliche Maßnahmen hatte Joseph versucht möglichst viel Geld aufzutreiben, um die Staatsgelder möglichst hoch zu halten. Selbst sein ererbtes Geld ließ er in die Staatskasse fließen.
 
Mit den Rechtsreformen beschäftigte er sich als nächstes:
Seine Ideen gingen vom Grundsatz der Gleichheit vor dem Gesetz und der Bestrafung als Abschreckungsmittel aus. Der Staatsrat Sonnenfels bot ihm hier Unterstützung.
Unter seiner Regierung kam es zur Ernennung zahlreicher qualifizierter Richter, zur Einführung eines regelrechten Berufungssystem in zivilrechtlichen Streitfällen von den niederen Gerichten zum Landrecht
(Appelationsgericht) und zur Einführung der obersten Justizstelle als Oberstem Gerichtshof.
1788 wurde das Strafverfahren neu geordnet, bei dem man besonders auf Utilität und Humanität geachtet hatte.
Ein Jahr zuvor wurde ein Strafgesetzbuch entworfen, das auch die Abschaffung der Todesstrafe (1781) enthielt. Am 16. Jänner 1783 erließ der Kaiser sogar ein Ehegesetz. Die Ehe wurde seither als bürgerlicher Vertrag definiert – eine Definition, die sich mit der der Kirche gänzlich widersprach.
 
Bereits Maria Theresia versuchte das Unterrichtswesen von privater oder kirchlicher Hand unter staatliche Kontrolle zu bringen. Es kam zur Errichtung staatlicher Lehranstalten, welche die Kirche und besonders der Jesuitenorden aus ihren Positionen drängten. Joseph hatte sich bei diesen Reformen schon engagiert. Er war es, der dann für einen Weiterausbau der Lehranstalten gesorgt hatte.
Es kam sogar zur Gründung eines Taubstummeninstitutes und eines Institutes des “Generalseminars“. Auf die Idee ein Taubstummenanstalt einzurichten, war er in Paris gekommen. Ein österreichischer Lehrer studierte extra in Frankreich, um die dortigen Unterrichtsmethoden besser kennen lernen zu können.
Ab 1783 entstanden in allen Landeshauptstädten Generalseminarien. Durch sie war dem Staat möglich im Sinne der josephinischen Kirchenpolitik zu handeln, nämlich den Kirchenoberen kaum mehr Luft zu lassen.
Im ganzen Reich gab es aber insgesamt nur drei Universitäten: in Wien, in Prag und in Galizien. Wirklich nur die Besten sollten die Möglichkeit haben eine solche besuchen zu dürfen. Selbst bei der Auswahl der Lehrkräfte war allein Können und Fachwissen ausschlaggebend.
Die Universitäten wurden wie das gesamte Schulsystem der Hofkommission für Schule und Zensur untergeordnet.
Ab 1787 wurden in den Schulen regelmäßige Kontrollen von Kommissären durchgeführt. Privatschulen waren seit1783 gänzlich verboten.
Joseph hielt sein Volk aber so gut es ging dazu an, die Kinder in die Schule zu schicken bzw. diese selbst zu besuchen. Er ließ kein Mittel unversucht, um mit der Schulpflicht endlich Erfolg zu haben. Wer sich weigerte, hatte sich auf Geld – und Arbeitsstrafen einzustellen.
 
Aber Josephs kirchenpolitische Reformen waren wohl der Auslöser für die meisten und größten Unruhen. Er ging nämlich vom Grundgedanken der straffen Unterordnung der Kirche und ihrer vom Staate neugeordneten Einrichtungen unter die unumschränkte Staatsgewalt aus.
Joseph sah in der Religion nur eine moralische Bedeutung. Seiner Meinung nach sollte die Kirche den Glauben von innen heraus erneuern und die sittliche Haltung seiner Untertanen festigen. Kirchengebundene Gläubigkeit schien ihm die wesentlichste Grundlage guter staatsbürgerlicher Gesinnung. Die Religiosität des Josephinismus hatte also die Aufgabe die Menschen zur Beachtung der Sittengesetze zu ermahnen.
 
Er war im Gegensatz zu seiner Mutter nie bereit, sein politisches Handeln mit den kirchlichen Auffassungen in Einklang zu bringen, höchstens dann, wenn er durch sie ein lange verfolgtes Ziel erreichen konnte.
Aber auch schon während der Mitregentschaft ging es der Kirche gehörig an den Kragen: Kirchengut wurde besteuert oder anderweitig benutzt, Feiertage wurden eingezogen, Steuerfreiheit der Geistlichen wurde gleich wie Klöster und dem Jesuitenorden aufgehoben. Jungen Menschen, die beabsichtigten einem Kloster beizutreten wurde es alles Andere als schmackhaft gemacht.
 
Joseph konnte also auf bereits vorhandene Reformen aufbauen: Nachdem das Toleranzpatent vollzogen war, galt die römisch katholische Kirche natürlich immer noch als Staatsreligion.
Lutheraner, Calvinisten oder Griechisch-Orthodoxe, die dadurch volle Emanzipation erhalten hatten, hatten die Erlaubnis ihren Glauben“auszuleben“.
Neben dem Toleranzpatent, das für ein riesiges Aufsehen gesorgt hatte, wurde auch noch ein Patent für die Besserstellung der Juden erlassen. Sie sollten von nun an wie alle anderen Menschen behandelt werden, nachdem sie die Jahre zuvor nur unter Druck und Demütigung gelitten hatten. Das Bürger- bzw. Meisterrecht erhielten sie jedoch nicht.
In Sachen religiöser Toleranz war seine Mutter fast unansprechbar gewesen.
 
Der Staat versuchte auch die Freimaurerlogen unter seine Kontrolle zu bringen. Die Freimaurer, deren Ideale der Wohltätigkeit, Toleranz und Humanität mit denen Joseph II stark übereinstimmten, wurden 1785 im Freimaurerpatent toleriert.
 
Freimaurer: vertreten die humanistsich liberalen Traditionen edlen Menschentums und pflegen brüderliche Solidarität. Sie bekennen sich zum “allmächtigen Baumeister aller Welten“, zur Glaubens- und Gewissensfreiheit, lehnen aber jede Bindung an christliche Kirchen ab. Als Treffpunkt aller Freimaurer gelten sogenannte “Logen“.
 
Am 12. Jänner 1782 war es dann soweit, als Joseph darüber verfügte, dass die katholische Kirche in Österreich weltlicher Obrigkeit unterstellt sein und die Macht geistlicher Orden gebrochen werden müsse. Er löste eine große Anzahl (ca. 700-800; 11 Männer- und 7 Frauenklöster davon befanden sich in Wien) reicher Klöster, Stifte und Orden auf und zog deren Vermögen zugunsten des Staates ein.
Alle Mönche und Nonnen, die kein schulischen, seelsorgerischen oder karitativen Aufgaben erfüllten und sich nur dem Klosterleben hingaben, waren ihm ein Dorn im Auge. Weiters unterstellte er die Priesterausbildung staatlicher Kontrolle und beschnitt den Einfluss des Papsttums auf die inneren Angelegenheiten Österreichs.
Die vom Staat eingezogenen Kirchengüter wurden schon bald in Altersheime, Irrenhäuser, Kasernen oder Krankenhäuser umgewandelt.
 
Trotz dieser rasanten Umgestaltung entstanden neue Pfarren, um den Gläubigen den Weg zur Kirche zu erleichtern. Die Geistlichen wurden aber vorhinein dazu angehalten, um das Gemeinwohl der Pfarreien Sorge zu tragen und sich um diejenigen eingehend zu kümmern, die Hilfe benötigen.
Aller Schmuck in den Kirchen wurde abgeschafft, 1785 alles außer dem Fronleichnamszug un den allgemeinen Bittgängen verboten. Wallfahrten wie Feiertage wurden extrem reduziert. Von Joseph wurde all dieser Aufwand für Zeit- und Geldverschwendung gehalten.
 
Mit päpstlichem Einverständnis nahm er 1785 eine Diözesanregulierung vor, wobei er auch hier in erster Linie an eine Verwaltungsvereinfachung gedacht hatte. Diverse Bistümer wurden gegründet, neu zugeordnet bzw. aufgeteilt, z.B. verlor das Bistum Passau seine oberösterreichischen Gebiete an das neu geschaffene Bistum Linz.
Bistum = Amtsbereich eines katholischen Bischofs
 
Mit Hilfe aller Gelder, die Joseph so brav “zusammen getragen“ hatte, konnte auch das Wiener Allgemeine Krankenhaus errichtet werde. Es wurde am 16. August 1784 eröffnet. Insgesamt umfasste es fünf voneinander vollständig getrennte Abteilungen:
  • allgemeines KrankenspitalG
  • ebärhaus
  • Tollhaus oder Narrenturm (für Geisteskranke)
  • Siechenhäuser
  • Findel- bzw. Waisenhaus
Es bot Platz für 2000 Patienten. Joseph bevorzugte Bauten für wohltätige Zwecke.
 
 
Der Papstbesuch:
Der bereits erwähnte Josephinismus erreichte noch während seiner Regierungszeit seinen Höhepunkt.
Selbst Papst Pius VI stattete dem Kaiser einen einmonatigen Besuch ab, um ihn von seinen Kirchenreformen abzubringen. Der Kaiser war darüber weniger erfreut.
Am 22. März 1782 empfing er den Heiligen Vater auf freiem Feld bei Neunkirchen, um einen feierlichen Empfang in der Residenzstadt vermeiden zu können.
Der Papst fühlte sich von seiten Josephs sehr bedrängt, da dessen Reformen tief in den Bereich der Kirche und ihrer bisherigen Rechte eingriffen. Über zehn folgende Punkte insgesamt wurde verhandelt, von denen ich aber nur die wichtigsten anführen möchte
  • die Aufhebung der Klöster
  • das Recht der Einsicht in kirchliche Erlässe und deren Genehmigung (=Placetum regium)
  • das Toleranzpatent
  • die vermehrte Jurisdiktion/ Rechtsprechung der Bischöfe
  • der bischöfliche Eid, dessen Inhalt mit den kaiserlichen Hoheitsrechten im Widerspruch stand
  • die Auflösung der Gelübde der Klostergeistlichen in den aufgehobenen Anstalten
  • die Befreiung von einer Verpflichtung im engen Zusammenhang mit Ehe, die einen religiösen und überwiegend zivilen Charakter aufweisen sollte
Durch die verschiedenen Zusammenkünfte, die Papst und Kaiser in Wien hatten, führten zu keiner Lösung des Konflikts, da Joseph auf seinem Standpunkt (des Naturrechts) beharrte, während der Papst ausschließlich die kirchlichen Gesetze gelten lassen wollte.
Am 22. April verließ der Papst Wien verbittert. Zuvor hatte er noch einige Dankes – und Lobreden – die bestimmt nicht so gemeint waren wie sie sich anhörten – an Joseph gehalten. Das Papsttum hatte eindeutig eine Niederlage erlitten.
Der Gegenbesuch Josephs im Dezember 1783 brachte ihm ein Konkordat ein, in dem es um die Rechte des Kaisers in der Lombardei (sein Bruder und späterer Nachfolger Leopold II verwaltete diese Region und führte auch Reformen durch) ging.
 
Der Kaiser und Großteil seiner Ratgeber waren Vertreter des Febronianismus. Er versuchte den Gedanken dieser Bewegung Geltung zu verschaffen, ohne aber eine deutsche Nationalkirche begründen zu wollen.
 
Febronianismus: ist ein Lehrsystem der Kirchenverfassung, des Reichs- und Staatskirchenrechts, durch das der Kurieneinfluss mit Hilfe des Staats zugunsten einer Nationalkirche zurückgedrängt werden sollte. Der Zusammenschluss deutscher Katholiken, später aller christlichen Bekenntnisse in einer deutschen Reichskirche, die autonom von Rom sein sollte.
 
Den Höhepunkt erreichte diese Bewegung 1786 mit der “Emser Punktation“, einem Programm der kirchenpolitischen Umwälzung, die von Rom Selbständigkeit der Bischöfe verlangte.
 
 
Mitarbeiter und Ratgeber Josephs II:
Wenzel Anton von Kaunitz                                         Staatskanzler
Gottfried van Swieten                                                  Erziehung
Graf Ludwig Cobenzl
Graf Phillip Cobenzl
Kardinal Graf Franz Hrzan- Harras                            auswärtige Angelegenheiten/ Außenpolitik
Hofkanzler Graf Heinrich Cajetan Blümegen
          später: Graf Leopold Kolowrat – Krawkowsky    Verwaltung
Graf Andreas Hadik                                                      militärische Angelegenheiten/ Verteidigung
Graf Christian August Seilern                                     Justiz
Graf Rudolf Chotek                                                       Finanzwesen
Graf Ludwig Zinzendorf                                               Rechnungswesen
Hofrat Baron Franz Joseph Heinke                           Vertrauensmann (im speziellen bei Kirchenreform)
 
 
Der JOSEPHINISMUS:
Die historische Bedeutung des Josephinismus liegt in der politischen Wirksamkeit und der pflichtbewussten und erfolgreichen Tätigkeit einer Beamtenschaft, die sich mit dem Staat identifiziert.
Auffassung, Verwaltung und Politik des Staates sind stark ausgeprägt.
Die Ideen der Aufklärung prägten Gesellschaft und Staat.
Die Vorgänge des Josephinismus beschränkten sich größtenteils auf das Gebiet der Monarchie, wobei ein Ausgreifen auf deutsche oder italienische Gebiete auch bemerkbar ist.
Bei dieser Strömung handelt es sich um kein bewusst geschaffenes System; sie ist durch das Wirken anonymer Kräfte entstanden.
 
 
Wie ging es weiter? – DIE LETZTEN JAHRE:
Es war schon bei der Durchführung seiner Reformen klar, dass diese sowohl im eigenen Land bei Adel und Klerus als auch in den österreichischen Niederlanden und in Ungarn bei der Bevölkerung auf Widerstand stoßen sollten.
In Ungarn – hier war man dem Herrscher gegenüber immer schon misstrauisch gewesen – dachte man sogar an eine neue Königswahl. Am Anfang des Jahres 1790 zog Joseph einen Großteil seiner Reformen zurück. In seinem Restitutionsedikt vom 20. Jänner 1790 entschuldigte er sich öffentlich für seine Vorgangsweisen, fügte aber hinzu nur an das Wohl des Volkes gedacht zu haben.
 
Seine Gesundheit verschlechterte sich in den letzten Jahren mehr und mehr. Trotz auffälligen Veränderungen schonte er sich nicht und ließ die Tage wie gewöhnlich mit einem Haufen Arbeit ablaufen. In späteren Zeiten wurde er ruhiger. Diverse Krankheitssymptome und eine dazu kommende Menschenfeindlichkeit hatten sich ausgebildet. Noch kurze Zeit vor seinem Tod schrieb er einen Brief an seinen Bruder Leopold. Dieser sollte so schnell wie möglich nach Wien eilen, um zu seinem Mitregenten ernannt zu werden.
Am 20. Februar 1790 starb der Kaiser an Tuberkulose. Das Volk zeigte keinerlei Trauer, obwohl es wusste, dass Joseph seinem Volk stets ergeben war und sich dafür einsetzte.
Es waren seine Reformen, die genau das Gegenteil erreicht hatten, weil sie als übereilt, sogar verfehlt erschienen. Joseph scheiterte, weil er überhaupt kein Gespür für die Gefühle hatte, die das Verhalten der Menschen bestimmen. Seine letzten Worte waren:
„Ich glaube meine Pflicht getan zu haben als Mensch und Fürst“. Er wurde in Wien in der Kapuzinergruft bestattet – sein Bruder Leopold II wurde sein Nachfolger.

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