Dönitz  war 23 Tage lang Staatsoberhaupt. Er war Mitwisser und Mittäter zu-gleich, sah sich selbst aber nur als unpolitischen Soldaten, der gehorsam seine Pflicht erfüllte und sonst nichts. Dönitz, eine Dienerfigur?

Die Wurzeln seines Obrichkeitsdenkens reichen zurück in seine frühe Kindheit. Dönitz, der seine Mutter mit 4 Jahren verlor, wurde mit seinem Bruder von seinem Vater großgezogen. Dieser predigte Gehorsam als oberstes Gebot. Der Dienst an Kaiser und Vaterland galt im Hause Dönitz als erste Pflicht. Dönitz besucht mit 18 die Marineschule in Flensburg, die er mit dem Prädikat „Vorzüglich“ beendete. Dönitz lehrte ab 1920 als Kapitänsleutnant „Taktische Seeübungen“. Drei Jahre später wurde er in den Admiralstab berufen.

Im Herbst 1933 wurde Dönitz zum Fregattenkapitän befördert. Seine Karrie-re begann mit Hitlers Machtübernahme. Er wußte längst, Treue zum Führer zahlt sich aus. „Unser Leben gehört dem Staat. Unsere Ehre liegt in der Pflichterfüllung. Niemand von uns hat das Anrecht auf Privatleben.“  So zum Beispiel rechtfertigte er sich noch jahrzehntelang nach dem Mord an Röhm und anderen politisch Unliebsamen, mit den Worten: „Es war Staatsnotwehr!“

Wie alle ordnete sich auch Dönitz dem neuen Staatschef, Hitler, unter und ge-lobte ihm bedingungslosen Gehorsam. An diesem Schwur fand sich Dönitz bis zu Hitlers Tod gebunden. Am 2. 11. 1934 wurde Dönitz Hitler vorgestellt und beide waren von einander angetan. „Dönitz sagte, er wäre von Hitlers Persönlichkeit sehr stark angetan!“

 
Mit England wurde der Vertrag über den Bau deutscher U-Boote beschlossen und Dönitz wurde zu dessen Führer benannt. Seine Aufgabe war es, eine U-Bootflotte aus dem Nichts zu erschaffen. Anfangs hielt Hitler wenig von U-Booten, noch stand Dönitz in zweiter Linie und verfügte über 11 U-Boote. Aber er konnte die Matrosen begeistern, und versprach ihnen, daß sie die Elite der Marine werden würden. Dönitz forderte für den Fall eines Krieges 300 U-Boote. Als der Krieg ausbrach, am 1. 9. 39, verfügte er aber nur über 56 U-Boote.

Die U-Boot-Rüstung lief nur zäh an, da diese für Hitler nur Nebensache war. Monatlich verließen 2 U-Boote die Werft. Am 14. 10. 39 konnte Dönitz die Wichtigkeit der U Boote beweisen – das U 47 drang in einen schwer bewachten Liegeplatz der Royal Navy ein und versenkte ein Schlachtschiff samt Besatzung (ca. 500 Mann). Ein Welle der Siegeszuversicht ging über das Land. Über Nacht wurde Dönitz berühmt-berüchtigt. Er wurde einer der berühmtesten Leute des Krieges.

Churchhill meinte nach dem Krieg, daß das einzige was er während des Krie-ges gefürchtet hätte, die U-Boote von Dönitz gewesen wären. In der Zwi-schenzeit wurde Dönitz zum Befehlshaber der U-Boote ernannt. Der Ruf nach dem uneingeschränkten U-Boot-Krieg stieg, und Dönitz zog mit – so ordnete er im Dez. 1939 an, keine fremden Schiffbrüchigen zu retten oder mitzunehmen. Nur Sorge um das eigene Boot zählt, sonst nichts.

Am 15. 8. 40 erklärte Deutschland den uneingeschränkten U-Boot-Krieg. Bis Ende 1941 waren rund 10 000 britische Seeleute gefallen, ertrunken, ver-brannt, verdurstet oder erstickt. All diese Toten hatte Dönitz zu verantworten.. Bald wurde er nur mehr des „Teufels Admiral“ genannt.

Dönitz war bei seinen Leuten sehr beliebt, sooft es ging, stand er an dem Kai um einlaufende U-Boote zu begrüßen und für erfolgreiche Besatzungen rau-schende Feste zu geben. Er suchte den Kontakt zu seinen Leuten, egal welchen Rang sie hatten. So meinte ein Befehlshaber der U-Bootflotte West: „Dönitz verlangt sehr viel von uns jungen Leuten. Er hat aber auch viel Verständnis, wenn wir zum Beispiel einen Fehler machen. Irgendwie schafft er es, Männer um sich zu versammeln. Ich weiß nicht, wie er das macht.“

Doch Dönitz Befehle wurden immer öfter Todesbefehle für die bis zu 50 Mann starken Besatzungen. Seit Sommer 1943 gingen immer mehr Boote verloren, da die Briten die Befehle des Oberkommandos mithörten, und so den U-Booten ausweichen oder sie bombardieren konnten.
Am 8. 5. 41 wurde nämlich unter strengster Geheimhaltung ein U-Boot der Deutschen zum Auftauchen gezwungen, an Bord fand man eine Decodiermaschine, mit der man die deutschen Befehle entschlüsseln konnte.

Mit dem Kriegseintritt der USA, am 11. 12. 1941, wurde die Stimmung Dönitz noch einmal gehoben. Deutsche U-Boote schafften es, bis nach New York zu gelangen. Bis Juli 1942 versenkten die Deutschen 500 Schiffe der Ame-rikaner samt Besatzung (mit 400 – 700 Mann/Schiff).

Im Jahr 1942 wurde Dönitz zum Admiral und zum Oberbefehlshaber der Marine befördert, und zählte ab Anfang 1943 zum engsten Kreis um Hitler. Dönitz biederte sich an Hitler an, und dieser mochte das. Doch auch anderen wichtigen Persönlichkeiten gefiel seine Art. Goebbels schrieb in sein Tagebuch: „Was für einen wunderbaren, imponierenden Eindruck Dönitz doch macht. Wie der Führer zu mir gesagt hat, ist er der beste Mann in seinem Wehrmachtsteil. Man braucht sich nur die ausnahmslose befriedigenden Resultate anzusehen, die er mit der Marine erzielt hat.“

Im Mai 1943 zeigten die von den Briten neu entwickelten Radargeräte Wir-kung und Dönitz verlor auf einen Schlag 41 U-Boote und 2000 Mann Be-satzung. Gnadenlos forderte der Marinechef Dönitz seine Männer auf, bis zum Untergang zu kämpfen. So ein Mann war ganz nach Hitlers Geschmack. Am 6.6.44 konnte Dönitz mit seinen U-Booten, Zerstörer (Kampfschiffen) und Schnellbooten (für Beförderung der Soldaten) die Landung der Alliierten in der Normandie nicht verhindern. 1945, als an der Westfront die Soldaten massenhaft desertierten (d.h. das Schlachtfeld unerlaubt verließen), kämpften Dönitz Truppen auf verlorenem Posten weiter. „Da die Kapitulation ohnehin die Vernichtung der Substanz des deutschen Volkes bedeuten muß, ist es auch aus diesem Gesichtspunkt richtig, weiter zu kämpfen.“

Der in der Zwischenzeit zum Großadmiral beförderten Dönitz trieb seine Leute weiterhin sinnlos in den Tod. Er meinte dazu: „Wenn ein Soldat den Befehl zu kämpfen hat, so geht es ihn einen Dreck an, ob er den Kampf für zweck-voll hält oder nicht.“  Im Frühjahr 1945 (einige Wochen vor der Kapitulation Deutschlands) starben fast 5000 deutsche U-Boot-Männer.

Am 19. 4. 45 verließ Dönitz Berlin, um in Plön in Holstein seine neue Kom-mandostelle aufzubauen. Berlin mußte wegen der Umkesselung der Russen aufgegeben werden. Einen Tag später traf Dönitz zum letzten Mal Hitler, sie führten ein kurzes aber angeregtes Gespräch.

Am 30. 4. 45, um 19.30 erfuhr Dönitz in seinem Hauptquartier, daß er und nicht Reichsmarschall Göring Hitlers Nachfolger sein wird. Erst einen Tag später erfuhr er schließlich von Hitlers Selbstmord am Vortag. Dönitz in seiner Runkfunkansprache am 1. Mai 1945: „Unser Führer, Adolf Hitler, ist gefallen. In tiefer Trauer und Ehrfurcht verneigt sich das deutsche Volk. … Sein Leben war ein einziger Dienst für Deutschland und am Ende steht der Heldentod in der Hauptstadt des Deutschen Reiches. Der Führer hat mich in seiner Nachfolge bestimmt. Im Bewußtsein der Verantwortung übernehme ich die Führung des deutschen Volkes in dieser schicksalsschweren Stunde.“

Am 4.5.45 erließ der neue Staatschef Dönitz den Befehl, das der U-Boot-Krieg nach sechs Jahren Kampf eingestellt werden sollte, da er die aussichtslose Lage erst jetzt in vollem Umfang erkannte.

Am 23. 5. 45, 14 Tage nach der deutschen Kapitulation endete Dönitz Karrie-re an dem selben Ort, an dem seine glänzende Bilderbuchkarriere begonnen hatte, in der Marineschule in Flensburg, wo er von britischen Soldaten mit 300 seiner Kabinettsmitglieder verhaftet wurde.

Im Herbst 45 wurde er nach Nürnberg gebracht, wo ihm der Prozeß gemacht wurde. Am 8. Mai 46 sagte der Großadmiral erstmals vor dem Kriegsver-brechertribunal aus. Göring meinte über Dönitz während des Nürnberger Prozesses: „Der kleine Schwächling! Das kleine Unschuldslamm – er hatte gar nichts mit der Partei zu tun! Mein Gott, wenn er mit dem Nationalsozialismus nicht einverstanden gewesen wäre, hätte er sich nicht eine Minute länger gehalten.“

Dönitz wurde zu zehn Jahren Haft verurteilt. Hierzu meinte ein Staatsanwalt: „Dönitz war ein guter Truppenführer. Aber nur, um seine Leute in den Tod zu führen. Das darf man nie vergessen. Dönitz war ein Kriegsverbrecher, daran besteht kein Zweifel. Er hatte nur großes Glück – und einen sehr guten Verteidiger.“  Dieses Urteil war nicht unumstritten, weil etliche Ankläger höhere Strafen bzw. die Todesstrafe forderten. Dönitz wurde in das Militärgefängnis Berlin – Spandau eingeliefert. Dort angekommen meine er: „Ich müßte das genauso wieder tun“.

Am 1. 10. 1956 wurde Dönitz aus der Haft entlassen. Bei einem Treffen mit Speer meinte Dönitz: „Deinetwegen habe ich diese elf Jahre verloren. Du bist schuld an allem! Daß man mich wie einen gemeinen Verbrecher verurteilt hat. Was hatte ich mit der Politik zu tun? Wenn du nicht gewesen wärst, Hitler wäre nie auf den Gedanken gekommen, mich zum Staatsoberhaupt zu machen. Alle meine Männer haben wieder ein Kommando. Aber sieh mich an! Wie ein Verbrecher. Meine Karriere ist zerstört.“
Dönitz starb am Weihnachtsabend des Jahres 1980 in seiner Wohnung im Al-ter von 88 Jahren an Herzversagen.

Angriff – ran – versenken
Es ist ja auch ein Unsinn, etwa zu sagen, der Soldat
Oder der Offizier müsse unpolitisch sein

Hätten wir den Führer nicht bekommen,
gäbe es jetzt keinen Menschen mehr in Deutschland

Wir alle miteinander sind sehr arme Würstchen
Im Vergleich zum Führer

Die Wehrmacht muß fanatisch an dem Mann hängen
Dem sie Treue geschworen hat

Jeder, der sich im geringsten defätistisch äußert,
schwächt den Widerstandswillen des Volkes
und muß infolgedessen ausgerottet werden

Lieber möchte ich Erde fressen,
als daß meine Enkel in dem jüdischen Geist und Schmutz
erzogen würden und vergiftet werden

Ich bin und bleibe legales Staatsoberhaupt.
Bis zu meinem Tode

Quellenverzeichnis:

  • Guido Knopp; Hitlers Helfer
  • ORF Reportage Hitlers Helfer

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