Die nachfolgenden Texte stammen aus der 17. Lektion der neuen Ausgabe des Lehrbuches "Medias in Res"
Wien im 15. Jahrhundert
Enea Silvia Piccolomini, der spätere Papst Pius II., war einer der bedeutensten Gelehrten der 15. Jh.
Als Sekretär des Kaisers Friedrich III. hielt er sich auch einige Zeit in Wien auf. In seinem Werk „Historia Friderici III. imperatoris“ gibt er eine ausführliche Beschreibung der Stadt:
A – Prächtiges Wien
Piccolomini, Historia Friederici III. imperatoris
Die Donau fließt zu vielen und denkwürdigen Städten, zwischen denen meiner Meinung nach keine reicher, keine bevölkerungsreicher, keine anmutiger ist als Wien, Haupt der österreichischen Städte und Regionen. […]
Aber die Stadt hat einen großen Graben, von dort weg einen sehr hoher Wall, Mauern schließlich dick und hoch, zahlreiche Türme und Bollwerke für den Krieg vorbereitet. Die Häuser der Bürger sind geräumig und beschmückt, mit einer soliden und starken Bauweise, und überall sind Gewölbe und weite Höfe. Aber diese haben an Stelle von Speisezimmern haben sie geheizte Räume, welche von diesen „Stuben“ genannt werden. Denn auf diese Weise bändigen sie die Rauheit des Winters. Überall gibt es gläserne, durchsichtige Fenster und die meisten Eingänge sind aus Eisen (Eisentore). In diesen zwitschern sehr viele Vögel.
In den Häusern ist viel und sauberes Geschirr.
Die Ställe sind groß genug für Pferde und alle Arten von Zugvieh.
Man sieht hohe und prächtige Fassaden der Häuser.
B – Die Wiener Universität
Piccolomini, Historia Friederici III. imperatoris
Dieser Text wurde leider nicht Übersetz.
C – Die Sittenlose Bevölkerung
Piccolomini, Historia Friederici III. imperatoris
Übrigens gibt es in dieser so großen und vornehmen Gesellschaft viel Eigenartiges.
Tag und Nacht werden Raufereien nach Art eines Kampfes geführt;
nun ergreifen die Künstler gegen die Studenten die Waffen, dann greifen die Beamten gegen die Künstler, daraufhin ergreifen diese Handwerker die Waffen gegenüber den anderen.
Selten feiern sie ohne Totschlag, oft werden Morde begangen.
Wo ein Streit ist, gibt es keine Leute, welche die Streitenden trennen, und weder die Behörden, noch die Führenden gebrauchen Wachen, wie es sich gehörte, bei so viel Unheil.
Fast alle Bürger beitreiben Weinstuben, sie beheizen die Stuben, sie richten Küchen ein, sie locken Trinker und Dirnen ein und gewähren diesen kostenlos irgendetwas zu essen, damit sie mehr trinken.
Aber sie schenken ihnen zu wenig ein.
Der Pöbel (das niedrige Volk) ist dem Bauch ergeben (fresssüchtig) , und was auch immer es in einer Woche mit der Hand verdient hat (er gearbeitet hat), das gibt er an einem Festtag (Wochenende) wieder aus.
Das niedrige Volk ist zerlumpt und ungehobelt.
Sehr groß ist die Zahl an Dirnen (Huren). Selten ist eine Frau mit nur einem Mann zufrieden. […]
Sie leben ohne irgendeinem geschriebenen Gesetz;
Sie legen die alten Gesetzte so aus, wie sie sie brauchen,
das Recht ist vollkommen käuflich, wer kann, sündigt ohne Strafe.