Marcus Tullius Cicero, in M. Antonium VI, 4
Quamquam, Quirites, non est illa legatio, sed denuntiatio belli, nisi paruerit; ita enim est decretum, ut si legati ad Hannibalem mitterentur. Mittuntur enim, qui nuntient, ne oppugnet consulem designatum, ne Mutinam obsideat, ne provinciam depopuletur, ne dilectus habeat, sit in senatus populique Romani potestate. Facile vero huic denuntiationi parebit, ut in patrum conscriptorum atque in vestra potestate sit, qui in sua numquam fuerit! Quid enim ille umquam arbitrio suo fecit? Semper eo tractus est, quo libido rapuit, quo levitas, quo furor, quo vinolentia; semper eum duo dissimilia genera tenuerunt, lenonum et latronum; ita domesticis stupris, forensibus parricidiis delectatur, ut mulieri citius avarissimae paruerit quam senatui populoque Romano.
Obwohl das, Bürger, keine Gesandtschaft ist, sondern eine Kriegserklärung, wenn er nicht gehorcht hat. So ist es nämlich beschlossen worden, als würden Gesandte zu Hannibal geschickt. Es werden nämlich Leute geschickt, die melden sollen, dass er nicht den gewählten Konsul, dass er nicht Mutina belagern, nicht die Provinz verwüsten, keine Aushebungen vornehmen und unter dem Befehl des Senats und des römischen Volkes sein soll. Leicht freilich wird er dieser Ankündigung folgen, sodass er in der Macht der Senatoren und in eurer sein wird, welcher niemals in seiner eigenen war! Was hat jener jemals nach seiner eigenen Einschätzung getan? Immer wurde er dorthin gezogen, wohin ihn die Lust,der Leichtsinn, die Raserei, die Trunksucht rissen. Immer hielten ihn zwei verschiedene Arten fest, die der Zuhälter und Räuber. So erfreute er sich daheim am Ehebruch, öffentlich der Räuberei, sodass er begierigst einer Frau schneller gehorchte als dem Senat und dem Römischen Volk.
Marcus Tullius Cicero, in M. Antonium VI, 5
Itaque, quod paulo ante feci in senatu, faciam apud vos. Testificor, denuntio, ante praedico nihil M.Antonium eorum quae sunt legatis mandata, facturum, vastaturum agros, Mutinam obsessurum, dilectus, qua possit, habiturum. Is est enim ille, qui semper senatus iudicium et auctoritatem, semper voluntatem vestram potestatemque contempserit. An ille id faciat, quod paulo ante decretum est, ut exercitum citra flumen Rubiconem, qui finis est Galliae, educeret, dum ne propius urbem Romam ducenta milia admoveret? Huic denuntiationi ille pareat, ille se fluvio Rubicone et ducentis milibus circumscriptum esse patiatur?
Was ich also kurze Zeit vorher im Senat gemacht habe, werde ich bei euch machen. Ich verbürge mich dafür, verkünde und sage vorher, dass Marcus Antonius von dem, was ihr den Gesandten aufgetragen habt, nichts tun wird, sondern dass er die Äcker verwüsten, Mutina belagern und, soweit er es kann, Truppenaushebungen vornehmen wird. Er ist nämlich jener, der immer das Urteil und das Ansehen des Senats, immer euren Willen und eure Macht gering geschätzt hat. Oder könnte jener das tun, was wenig vorher beschlossen wurde, dass er sein Heer über den Fluss Rubicon hinausführt, welcher die Grenze Galliens ist, während er sich nicht der Stadt Rom weniger als 200 Meilen nähert?
Marcus Tullius Cicero, In M. Antonium VI, 6
Non is est Antonius; nam, si esset, non commisisset, ut ei senatus tamquam Hannibali initio belli Punici denuntiaret, ne oppugnaret Saguntum. Quod vero ita avocatur a Mutina, ut ab urbe tamquam pestifera flamma arceatur, quam habet ignominiam, quod iudicium senatus! Quid? quod a senatu dantur mandata legatis, ut D.Brutum militesque eius adeant iisque demonstrent summa in rem publicam merita beneficiaque eorum grata esse senatui populoque Romano iisque eam rem magnae laudi magnoque honori fore, passurumne censetis Antonium introire Mutinam legatos, exire inde tuto? Numquam patietur, mihi credite. Novi violentiam, novi inpudentiam, novi audaciam.
Das ist nicht (die Art des) Antonius. Denn wenn (sie) er es wäre, hätte er nicht zugelassen, dass ihm der Senat so wie Hannibal zu Beginn des Punischen Krieges mitteilte, dass er Sagunt nicht bekämpfen solle. Dass er freilich so von Mutina weggerufen wird, dass er von der Stadt wie eine unheilvolle Flamme abgehalten wird, welche Schande ist das, welch ein Beschluss des Senats! Was? Was das betrifft, dass den Gesandten vom Senat Aufträge gegeben wurden, dass sie sich an Decimus Brutus und seine Soldaten wenden und ihnen zeigen sollen, dass ihre höchsten Verdienste um den Staat und ihre Wohltaten dem Senat und Volk von Rom willkommen sind und dass sie diese Sache sehr loben und ehren wird: Gaubt ihr, Antonius werde zulassen, dass die Gesandten Mutina betreten, von dort sicher herauskommen? Niemals wird er das zulassen, glaubt mir! Ich kenne seine Gewalt, seine Unverschämtheit, seine Kühnheit.
Marcus Tullius Cicero, In M. Antonium VI, 7
Nec vero de illo sicut de homine aliquo debemus, sed ut de inportunissima belua cogitare. Quae cum ita sint, non omnino dissolutum est, quod decrevit senatus; habet atrocitatis aliquid legatio; utinam nihil haberet morae! Nam cum plerisque in rebus gerendis tarditas et procrastinatio odiosa est, tum hoc bellum indiget celeritatis. Succurrendum est D. Bruto, omnes undique copiae colligendae; horam eximere in tali cive liberando sine scelere non possumus.
Wir dürfen freilich von ihm nicht wie von einem Menschen denken, sondern wie von der brutalsten Bestie. Daher ist nicht ganz zügellos, was der Senat beschlossen hat: Die Gesandtschaft enthält eine gewisse Härte. Wenn sie nur keine Verzögerung erfährt! Denn bei der Ausführung der meisten Dinge sind Verzögerung und Aufschub verhasst, und auch ganz besonders dieser Krieg erfordert Schnelligkeit. Man muss Decimus Brutus zu Hilfe kommen, alle Truppen von überall her zusammensammeln; wir können keine Verzögerung bei der Befreiung einer solchen Bürgerschaft eintreten lassen.