1. Mit neunzehn Jahren habe ich aus privater Initiative und aus eigenen Mitteln ein Heer aufgestellt, mit dem ich dem Staatswesen, das durch die Gewaltherrschaft einer politischen Machtgruppe unterdrückt wurde, die Freiheit wiedergab. Um dessentwillen hat mich der Senat im Konsulatsjahr des Gaius Pansa und Aulus Hirtius [43 v.Chr.] mit ehrenden Beschlüssen in seine Körperschaft aufgenommen, mir den Rang eines Konsuls bei den Abstimmungen zuerkannt sowie die militärische Befehlsgewalt übertragen. Dafür, daß der Staat keinen Schaden erleide, hieß er mich im Range eines Propraetors zugleich mit den Konsuln Sorge tragen. Das Volk aber wählte mich im selben Jahr zum Konsul, als beide Konsuln im Krieg gefallen waren, und zum Triumvirn zur Neuordnung des Staatswesens.
2. Dieienigen, die meinen Vater ermordet haben, trieb ich in die Verbannung und rächte durch gesetzmäßige gerichtliche Verfolgung so ihr Verbrechen. Und als sie darauf Krieg gegen den Staat anfingen, besiegte ich sie in doppelter Feldschlacht.
3. Kriege zu Wasser und zu Lande gegen innere und äußere Feinde habe ich auf dem ganzen Erdkreis oftmals geführt, und als Sieger habe ieh den Mitbürgern, die um Gnade baten, Schonung gewährt. Auswärtige Völker, denen man ohne Bedenken Verzeihung gewähren konnte, habe ich lieber erhalten als ausrotten wollen. Etwa 500000 Bürger haben den Fahneneid auf mich geleistet. Von diesen habe ich ein gut Teil mehr als 300000 in Neugründungen angesiedelt oder naeh Ableistung ihrer Militärdienstzeit in ihre Heimatorte entlassen. Und diesen allen habe idch Ackerland zuweisen oder Geld als Lohn für ihren Kriegsdienst auszahlen lassen. Schiffe habe ich 600 gekapert, abgesehen von denen, die etwa unter der Größe eines Dreiruderers waren
4. Zweimal habe ich den Triumph gefeiert in Form der Ovation und dreimal in Form des kurulischen Triumphs; einundzwanzigmal wurde ich zum Imperator ausgerufen. Der Senat hatte noch mehr Triumphe für mich beschlossen, die ich jedoch alle zurückwies. Den Lorbeer von den Rutenbündeln legte ich auf dem Kapitol nieder nach Erfüllung der Gelübde, die ich vor jedem Krieg feierlich abgelegt hatte. Wegen der von mir oder von meinen Feldherrn unter meinem Oberbefehl zu Wasser und zu Lande erfolgreich geführten Feldzüge beschloß der Senat fünfundfünfzigmal ein Dankfest für die unsterblichen Götter. Die Tage aber, an denen auf Beschluß des Senats Dankfeste gefeiert wurden, waren 890 an der Zahl. Bei meinen Triumphzügen wurden vor meinem Wagen neun Könige oder Kinder von Königen mitgeführt. Konsul war ich dreizehnmal bis zu dem Zeirpunkt, an dem ich dies schreibe, und ich habe im 37. Jahr die tribunizische Gewalt inne.
5. Die Diktatur, die mir in meiner Abwesenheit und in meinem Beisein sowohl vom Volk als auch vom Senat unter den Konsuln Marcus Maceellus und Lucius Arruntius [22 v. Chr.] angetragen wurde, habe ich zurückgewiesen. Nicht abgelehnt habe ich aber, als größter Mangel an Getreide herrschte, die Aufsicht über die Getreidebeschaffung, die ich so betrieb, daß ich innerhalb von wenigen Tagen die gesamte Bürgerschaft von Furcht und lastender Gefahr dank meiner Aufwendungen und meiner Fürsorge befreien konnte. Das mir damals angetragene jährliche Konsulat auf Lebenszeit habe ich ebenfalls nicht angenommen.
6. Als unter den Konsuln Marcus Vinicius und Quintus Lucretius [19 v.Chr.] und später unter Publius Lentulus und Gnaeus Lentulus [18 v.Chr.] und zum dritten Mal unter Paullus Fabius Maximus und Quintus Tubero [11 v.Chr.] der Senat und das römische Volk einmütig beantragten, daß ich als einzelner mit höchster Machtbefugnis zum Wahrer von Gesetz und Sitte ernannt würde, habe ich dies ebensowenig angenommen wie irgendein anderes mir angetragenes Amt, das gegen Sitte und Herkommen der Vorfahren verstieß. Was damals der Senat von mir ausgeführt wissen wollte, habe ich kraft meiner tribunizischen Amtsgewalt vollbracht. Für diese habe ich mir aus eigenem Antrieb fünfmal einen Kollegen im Amt vom Senat ausgebeten und ihn auch erhalten.
7. Triumvir zur Neuordnung des Staates war ich ohne Unterbrechung 10 Jahre lang. Erster Mann des Senats war ich bis zu dem Tag, an dem ich dies schreibe, 40 Jahre lang. Pontifex Maximus, Augur war ich, gehörte den Priesterkollegien der Quindecemviri und der Septemviri an, war Mitglied der Arvalbruderschaft, der Titiusgenossenschaft und der Fetialen.
8. Die Zahl der Patrizier vermehrte ich in meinem fünften Konsulat [29 v.Chr.] auf Geheiß von Volk und Senat. Eine Neuordnung des Senats habe ich dreimal vorgenommen. In meinem sechsten Konsulat [28 v.Chr.] habe ich, mit meinem Amtskollegen Marcus Agrippa eine Vermogensschätzung des Volkes durchgeführt. Eine solche Schätzung habe ich nach 42 Jahren erstmals wieder veranstaltet; dabei wurden 4 063 000 römische Bürger gezählt. Dann habe ich kraft meiner konsularischen Amtsgewalt wiederum eine Schätzung veranstaltet, und zwar ohne Kollegen im Amtsjahr der Konsuln Gaius Censorinus und Gaius Asinius [8 v.Chr.]. Dabei wurden 4233000 römischse Bürger gezählt. Eine dritte Zählung habe ich kraft meiner konsularischen Amtsgewalt mit meinem Sohn Tiberius Caesar als Kollegen durchgeführt unter den Konsuln Sextus Pompeius und Sextus Appuleius [14 n. Chr.]. Dabei zählte man 4937000 römische Bürger. Durch neue, auf meinen Antrag hin erlassene Gesetze habe ich viele vorbildliche Einrichtungen der Vorfahren, die schon aus dem Gedächtnis unseres Zeitalters schwanden, wieder erneuert und selbst für viele Dinge nachahmenswerte Vorbilder der Nachwelt überliefert.
9. Gelübde für meine Gesundheit beschloß der Senat durch die Konsuln und die Priester alle fünf Jahre darbringen zu lassen. Aufgrund dieser Gelübde haben öfters bereits zu meinen Lebzeiten das eine Mal die vier obersten Priesterkollegien, das andere Mal die Konsuln Spiele veranstaltet. Auch privat und in Stadtgemeinden hat die gesamte Bürgerschaft einmütig und unablässig bei allen Heiligtümern für meine Gesundheit Bittfeiern abgehalten.
10. Mein Name wurde auf Senatsbeschluß dem Kultlied der Salier beigefügt, und daß ich auf ewig unverletzlich sein und die tribunizische Amtsgewalt auf Lebenszeit innehaben sollte, wurde durch ein Gesetz bekräftigt. Pontifex Maximus zu werden anstelle meines noch lebenden Kollegen, habe ich abgelehnt, obwohl mir das Volk diese Priesterwürde antrug, die schon mein Vater innegehabt hatte. Dieses Priesteramt habe ich aber einige Jahre später unter dem Konsulat des Publius Sulpicius und des Gaius Valgius [12 v.Chr.] übernommen, nach dem Tode desjenigen, der sich diese Würde während der Bürgerkriegsunruhen angeeignet hatte. Zu meiner Wahl strömte aus ganz Italien eine riesige Menschenmenge zusammen, wie sie den Berichten nach noch niemals zuvor in Rom gewesen ist.
11. Den Altar der die Heimkehr begünstigenden Fortuna vor dem Tempel von Honos und Virtus bei der Porta Capena hat der Senat für meine Rückkehr gestiftet. Dort sollten auf sein Geheiß die Oberpriester und die Vestalinnen jährlich an dem Tag ein Opfer darbringen, an dem ich unter dem Konsulat des Quintus Lucretius und Marcus Vinicius [19 v. Chr.] aus Syrien nach Rom zurü&gekehrt war.Und die Festfeiern dieses Tages nannte man nach meinem Beinamen Augustalia.
12. Auf Beschluß des Senats wurde mir eine Anzahl von Praetoren und Volkstribunen zusammen mit dem Konsul Quintus Lucretius und den führenden Männern nach Kampanien entgegengesandt, eine Ehrung, wie sie bis heute für niemanden außer für mich beichlossen worden ist. Als ich aus Spanien und Gallien, nachdem ich in diesen Provinzen siegreiche Taten vollbracht hatte, im Konsulatsjahr des Tiberius Nero und Publius Quintilius [Varus] nach Rom zurückkehrte [13 v.Chr.], beschloß der Senat zum Dank für meine Rückkehr einen Altar des Augustusfriedens zu weihen, und zwar beim Marsfeld, wo die Beamten, die Priester und die Vestalinnen jedes Jahr auf Geheiß des Senats ein Opfer darbringen sollten.
13. Der Tempel des Janus Quirinus, der nach dem Wunsch unserer Vorväter geschlossen sein sollte, wenn im gesamten römischen Reichsgebiet zu Wasser und zu Lande durch Siege errungener Friede herrschte – dies soll, so wird überliefert, vor meiner Geburt seit Gründung der Stadt überhaupt erst zweimal geschehen sein – dieser Tempel wurde, während ich der erste Mann des Staates war, auf Anordnung des Senats dreimal geschlossen.
14. Meine Söhne, die mir das Schicksal in jugendlichem Alter entrissen hat, Gaius und Lucius Caesar, wurden mir zu Ehren auf Veranlassung des Senats und des Volkes in ihrem 15. Lebensjahr zu Konsuln designiert mit der Maßgabe, daß sie dieses Amt nach fünf Jahren antreten sollten. Und von dem Tage an, an dem sie auf das Forum geleitet worden waren, sollten sie, so beschloß der Senat, an den Staatsversammlungen teilnehmen dürfen. Die römischen Ritter aber wählten sie einstimmig zu den Ersten der Jungmannschaft und überreichten beiden silberne Rundschilde und Lanzen als Geschenk.
15. Dem Volk in Rom habe ich pro Kopf 300 Sesterzen auszahlen lassen gemäß dem Testament meines Vaters. In meinem eigenen Namen habe ich während meines fünften Konsulats [29 v.Chr.] jedem einzelnen 400 Sesterzen aus der Kriegsbeute zugewiesen, ein weiteres Mal habe ich in meinem zehnten Konsulat [24 v.Chr.] aus meinem ererbten Vermögen pro Kopf 400 Sesterzen als Spende auszahlen lassen. In meinem elften Konsulat [23 v. Chr.] habe ich zwölf Getreidespenden austeilen lassen, zu denen das Getreide aus meinem Privatvermögen aufgekauft worden war. Im 12. Jahr meiner tribunizischen Amtsgewalt [12 v. Chr.] habe ich zum dritten Mal 400 Sesterzen pro Kopf verteilt. Diese meine Spenden gingen niemals an weniger als 250000 Menschen. Als ich die tribunizische Gewalt zum achtzehnten Mal und das Konsulat zum zwölften Mal [5 v. Chr.] innehatte, habe ich an 320000 Menschen aus der städtischen Bevölkerung pro Kopf 60 Denare auszahlen lassen. Den Ansiedlern unter meinen Soldaten habe ich in meinem fünften Konsulat [29 v. Chr.] pro Mann 1000 Sesterzen aus der Kriegsbeute gegeben. Diese zur Feier des Triumphs ausgezahlte Spende haben in den Neuansiedlungen ungefähr 120000 Menschen in Empfang genommen. Als ich zum dreizehnten Mal Konsul [2 v. Chr.] war, habe ich je 60 Denare an diejenigen aus dem Volk gezahlt, die damals von Staats wegen Getreidespenden erhielten; dies waren etwas mehr als 200000 Menschen.
16. Für das Ackerland, das ich in meinem vierten Konsulat [30 v. Chr.] und später im Amtsjahr der Konsuln Marcus Crassus und Gnaeus Lentulus Augur [14 v.Chr.] den Veteranen habe zuweisen lassen, habe ich den Gemeinden Geld bezahlt. Dies ergab eine Summe von ungefähr 600 Millionen Sesterzen, die ich für Grund und Boden in Italien gezahlt habe, und eine solche von ungefähr 260 Millionen, die ich für Ackerland in den Provinzen ausgegeben habe. Das habe ich als erster und einziger von all denen getan, die Veteranen in Italien oder den Provinzen angesiedelt haben, soweit die Erinnerung unseres Zeitalters zurückreicht.Und später, unter dem Konsulat des Tiberius Nero und des Gnaeus Piso [7 v. Chr.1, ebenso unter den Konsuln Gaius Antistius und Decimus Laelius [6 v. Chr.1, Gaius Calvisius und Lucius Pasienus [4 v.Chr.], Lucius Lentulus und Marcus Messala [3 v.Chr.], Lucius Caninius und Quintus Fabricius [2 v.Chr.] habe ich die Soldaten, die ich nach Ableistung ihrer Militärzeit wieder in ihre Heimarstädte habe zurüdckführen lassen, mit Geldsummen belohnt, wofür ich etwa 400 Millionen Sesterzen aufgewandt habe.
17. Viermal habe ich mit meinem eigenen Vermögen die Staatskasse saniert, indem ich 150 Millionen Sesterzen den Kassenverwaltern übergab. Und unter den Konsuln Marcus Lepidus und Lucius Arruntius [6 n.Chr.] habe ich zur Militärkasse, die auf meinen Vorsehlag hin eingerichtet wurde, um aus ihr den Soldaten eine Abfindung zu zahlen, die zwanzig oder mehr Dienstjahre abgeleistet hatten, aus meiner Privatsehatulle 170 Millionen Sesterzen beigesteuert.
18. Von dem Jahr an, in dem Gnaeus und Publius Lentulus [18 v.Chr.] das Konsulat innehatten, habe ich, als das Steueraufkommen nicht ausreichte, bald 100000, bald noch weit mehr Menschen Getreide- und Geldspenden aus meinem eigenen Vorratslager und aus meinem eigenen Vermögen zukommen lassen.
19. Die Kurie und das daran angrenzende Chalcidicum, den Apollotempel auf dem Palatin mit seinen Säulenhallen, den Tempel für den vergöttlichten Julius, das Lupercal, die Säulenhalle am Circus Flaminius, die mit meiner Erlaubnis die Octavische hieß nach demjenigen, der schon früher an der gleichen Stelle eine solche erbaut hatte, die Weihestätte am Circus Maximus, Tempel auf dem Kapitol für Juppiter Feretrius und Juppiter Tonans, den Tempel des Quirinus, Tempel der Minerva, der Juno Regina, des Juppiter Libertas auf dem Aventin, ein Heiligtum der Laren am höchsten Punkt der Via sacra, das Heiligtum der Penaten im Bezirk der Velia, den Tempel der Juventas und den Tempel der Magna Mater auf dem Palatin; all dieses habe ich erbaut.
20. Den Tempel auf dem Kapitol und das Pompeiustheater, diese beiden Bauten ließ ich mit gewaltigem Aufwand wiederherstellen, ohne irgendeine Inschrift mit meinem Namen. Die Wasserleitungen, die an zahlreichen Stellen bereits wegen ihres Alters schadhaft geworden waren, ließ ich wiederherstellen, und die Leitung, die die Marcia genannt wird, habe ich auf das doppelte Fassungsvermögen gebracht, indem ich eine neue Quelle zuleiten ließ. Das Forum Julium und die Basilica, die sich zwischen dem Castor- und dem Saturntempel befindet, Bauten, die von meinem Vater begonnen und fast zu Ende geführt worden waren, habe ich vollendet, und als diese Basilica durch einen Brand zerstört worden war, habe ich ihren Grundriß erweitert und unter dem Namen meiner Söhne erneut mit ihrem Bau begonnen. Falls ich sie zu meinen Lebzeiten nicht vollenden kann, habe ich angeordnet, daß sie von meinen Erben fertiggestellt wird. 82 Göttertempel habe ich in Rom auf Senatsbeschluß wiederherstellen lassen, als ich zum sechsten Mal Konsul war [28 v. Chr.], und keinen dabei ausgelassen, der zu diesem Zeitpunkt erneuerungsbedürftig war. In meinem siebten Konsulat [27 v.Chr.] ließ ich die Via Flaminia von Rom bis Ariminum ausbessern sowie alle Brücken, ausgenommen die Mulvische und die Minucische.
21. Auf Privatgrund und aus der Kriegsbeute erbaute ich den Tempel des Mars Ultor und das Augustusforum. Das Theater am Apollotempel ließ ich auf einem Grund erbauen,, der großenteils aus Privathand aufgekauft war. Es sollte den Namen meines Schwiegersobnes Marcus Marcellus tragen. Weihgeschenke aus der Kriegsbeute ließ ich auf dem Kapitol, im Tempel des vergöttlichten Julius, im Apolloteinpel~ im Heiligtum der Vesta sowie im Tetnpel des Mars Ultor darbringen, die mich etwa auf 100 Millionen Sesterzen zu stehen kamen. An Kranzgold habe ich in meinem fünften Konsulat [29 v. Cbr.] 35 000 Pfund Gold, das von den Städten und Ansiedlungen Italiens zu meinen Triumphen zusammengebracht worden war, zurückgewiesen. Auch später nahm ich, sooft ich zum Imperator ausgerufen wurde, kein Kranzgold an, das mir von den Stadt- und Landgemeinden ebenso freigebig wie früher zugestanden wurde.
22. Dreimal habe ich in meinem Namen Gladiatorenspiele veranstaltet und fünfmal im Namen meiner Söhne oder Enkel. Bei diesen Spielen kämpften etwa 10 000 Mann. Zweimal bot ich dem Volk ein Kampfspiel mit Wettkämpfern, die man von überallher zusammengebracht hatte, in meinem Namen und das dritte Mal im Namen meines Enkels. Sonstige Spiele habe ich viermal in meinem eigenen Namen veranstaltet, stellvertretend für andere Beamte dreiundzwanzigmal. Für das Kollegium der Quindecemviri habe ich als Oberhaupt dieser Priesterschaft mit meinem Amtskollegen Marcus Agrippa unter dem Konsulat des Gaius Furnius und Gaius Silanus [17 v. Chr.] die Säkularfeiern abhalten lassen. Zum dreizehnten Mal Konsul [2 v. Chr.], habe ich erstmalig die Marsspiele veranstaltet, die darauf in den folgenden Jahren auf Senatsbeschluß und auf ein Gesetz hin von den Konsuln ausgerichtet wurden. Tierhetzen mit afrikanischen Tieren habe ich in meinem Namen oder in dem meiner Söhne und Enkel im Circus oder auf dem Forum oder im Amphitheater sechsundzwanzigmal für das Volk abgehalten, wobei etwa 3500 Tiere getötet wurden.
23. Das Schauspiel einer Seeschlacht gab ich dem Volk jenseits des Tiber, dort, wo sich nun der Hain der Caesaren befindet. Dazu wurde das Erdreich 1800 Fuß in der Länge und 1200 Fuß in der Breite ausgehoben. Dabei trafen 30 rammspornbewehrte Drei- und Zweiruderer und eine noch größere Zahl kleinerer Schiffe im Kampf aufeinander. Auf diesen Schiffen befanden sich als Kämpfer außer den Ruderknechten etwa 3000 Mann.
24. In den Tempeln aller Städte der Provinz Asia habe ich als Sieger die wertvollen Gegenstände wieder aufstellen lassen, die der, mit dem ich Krieg führte, durch Tempeiraub in seinen persönlichen Besitz gebracht hatte.Standbilder von mir (zu Fuß, zu Pferde und auf Viergespannen) gab es aus Silber etwa 80 in der Stadt. Diese ließ ich entfernen und aus der daraus erlösten Summe goldene Weihgeschcnke im Tempel des Apollo aufstellen, und zwar in meinem Namen und im Namen derer, die mir mit diesen Statuen Ehre erwiesen hatten.
25. Dem Meer habe ich Ruhe vor den Seeräubern verschafft. In diesem Krieg habe ich von den Sklaven, die ihren Herren entlaufen waren und Waffen gegen den Staat ergriffen hatten, fast 30 000 gefangengenommen und ihren Herren zur Bestrafung übergeben. Den Gefolgschaftseid hat mir ganz Italien aus freien Stücken geleistet und mich in dem Krieg, in dem ich Sieger bei Actium war, nachdrücklich als Führer gefordert. Den gleichen Eid geleistet haben die Provinzen Galliens und Spaniens, Afrika, Sizilien und Sardinien. Von denen, die damals unter meinen Feldzeichen kämpften, waren mehr als 700 Senatoren, und darunter waren 83, die entweder vorher oder nachher bis zu dem Tag, an dem ich dies schreibe, Konsuln geworden sind, und etwa 170 Angehörige von Priesterkollegien.
26. Das Gebiet aller Provinzen des römischen Volkes, die Volksstämme zu Nachbarn hatten, die nicht unserem Befehl gehorchten, habe ich vergrößert. Die Provinzen Galliens und Spaniens, ebenso Germanien habe ich hefriedet, ein Gebiet, das der Ozean von Gades bis zur Mündung der Elbe umschließt. Die Alpen ließ ich von der Gegend, die der Adria zunächst liegt, bis zum Tyrrhenischen Meer befrieden, wobei mit keinem Volk widerrechtlich Krieg geführt wurde. Meine Flotte fuhr von der Mündung des Rheins über den Ozean in östliche Richtung bis zum Land der Kimbern. Dorthin war zu Wasser und zu Lande bis zu diesem Zeitpunkt noch kein Römer gekommen. Die Kimbern und die Charyden und Semnonen und andere germanische Volksstämme aus diesem Landstrich erbaten durch Gesandte meine und des römischen Volkes Freundschaft. Auf meinen Befehl und unter meinem Oberkommando wurden etwa zur selben Zeit zwei Heere gegen Athiopien und dasjenige Arabien geführt, das das glückliche genannt wird. Große Truppenkontingente beider Völker wurden in offener Feldschlacht niedergehauen und mehrere Städte eingenommen. In Athiopien gelangte man bis zur Stadt Nabata, die in nächster Nähe von Meroe liegt. In Arabien drang das Heer in das Gebiet der Sabäer vor bis zur Stadt Mariba.
27. Agypten habe ich dem Herrschaftsgebiet des römischen Volkes hinzugefügt.Großarmenien hätte ich nach dem Tode seines Königs Artaxes zur Provinz machen können, aber ich wollte es lieber dem Beispiel unserer Vorfahren gemäß als Königreich dem Tigranes, dem Sohn des Königs Artavasdes und Enkel des Königs Tigranes, übergeben, und zwar durch Tiberius Nero, der damals noch mein Stiefsohn war. Und ebendieses Volk, das später abfiel, einen Aufstand unternahm und von meinem Sohn Gaius niedergezwungen wurde, übergab ich dem König Ariobarzanes, dem Sohne des Mederkönigs Artabazos, zur Herrschaft und nach dessen Tod seinem Sohn Artavasdes. Als dieser ermordet wurde, sandte ich Tigranes, der dem armenischen Königsgeschlecht entstammte, in dieses Königreich. Alle Provinzen, die sich von der Adria aus nach Osten erstrecken, und Kyrene, das schon zum großen Teil von Königen in Besitz genommen worden war, und vorher schon Sizilien und Sardinien, welche beide im Sklavenkrieg besetzt worden waren, habe ich wiedergewonnen
28. Veteranenkolonien habe ich in Afrika, Sizilien, Makedonien, den beiden Provinzen Spaniens, Griechenland, Kleinasien, Syrien, der Gallia Narbonensis und in Pisidien gegründet. Italien besitzt 28 auf meine Veranlassung hingegründete Kolonien, die zu meinen Lebzeiten bereits sehr dicht besiedelt waren und großen Zuzug hatten.
29. Zahlreiche Feldzeichen, die durch andere Feldherrn verlorengegangen waren, habe ich nach dem Sieg über die Feinde zurückerhalten, und zwar in Spanien und Gallien und von den Dalmatiern.Die Parther habe ich dazu gezwungen, mir die Beutestücke und die Feldzeichen dreier römischer Heere zurückzugeben und bittflehend um die Freundschaft des römischen Volkes nachzusuchen. Diese Feldzeichen ließ ich im innersten Raum des Mars-Ultor-Tempels aufstellen.
30. Die Völker Pannoniens, mit denen kein Heer des römischen Volkes jemals zusammengetroffen war, bevor ich der erste Mann des Staates wurde, habe ich der Herrschaft des römischen Volkes unterworfen, nachdem sie von Tiberius Nero, der damals noch mein Stiefsohn und mein militärischer Stellvertreter war, besiegt worden waren. Ich habe damit die Grenzen vom Illyricum bis ans Ufer der Donau vorgeschoben. Als ein dakisches Heer über die Donau herüberkam, wurde es unter mir als oberstem Kriegsherrn vernichtend geschlagen, und später zwang mein über die Donau geführtes Heer die dakischen Volksstämme, die Herrschaft des römischen Volkes zu ertragen.
31. Zu mir wurden oftmals Gesandtschaften der Könige Indiens geschickt, die man noch niemals zuvor bei einem anderen römischen Feldherrn erblickt hatte. Unsere Freundschaft suchten durch Gesandtschaften die Bastarner und Skythen sowie die Könige der Sarmaten, die an beiden Ufern des Flusses Tanais leben, zu erhalten, desgleichen die Könige der Albaner, der Hiberer und Meder.
32. Zu mir nahmen bittflehend ihre Zuflucht die Partherkönige Tridates und später Phraates, der Sohn des Königs Phraates, die Fürsten der Meder Artavasdes und Artaxares von Adiabene, die der Britannier Dumnobellaunus und Tincommius, von den Sugambrern Maelo, und […] rus von den suebischen Markomannen. Zu mir nach Italien sandte der Partherköisig Phraates, der Sohn des Orodes, alle seine Söhne und Enkel, nicht weil er im Krieg bezwungen war, sondern weil er mit seinen Kindern als Unterpfand unsere Freundschaft zu erlangen suchte. Auch sehr viele andere Völker haben, während ich der erste Mann des Staates war, die Bündnistreue des römischen Volkes erproben können, während sie vorher mit dem römischen Volk keinerlei Verbindung durch Gesandtschaften oder Freundschaftsverhältnisse gehabt hatten.
33. Von mir nahmen die Völker der Parther und Meder die Fürsten als Könige an, die sie durch Gesandtschaften erbeten hatten: die Parther den Vonones, den Sohn des Königs Phraates und Enkel des Königs Orodes, die Meder den Ariobarzanes, den Sohn des Königs Artavasdes und Enkel des Königs Ariobarzanes.
34. In meinem sechsten und siebten Konsulat habe ich, nachdem ich die Flammen der Bürgerkriege gelöscht hatte und mit der einmütigen Zustimmung der gesamten Bevölkerung in den Besitz der staatlichen Allgewalt gelangt war, das Gemeinwesen aus meiner Machtbefugnis wieder der Ermessensfreiheit des Senats und des römischen Volkes überantwortet. Für dieses mein Verdienst wurde mir auf Beschluß des Senats der Name Augustus gegeben. Die Türpfosten meines Hauses wurden auf staatlichen Beschluß mit Lorbeer geschmückt, und ein Bürgerkranz wurde über meinem Tor angebracht. Ein goldener Schild wurde in der Curia Julia aufgestellt, den mir der Senat und das römische Volk geweiht haben wegen meiner Tapferkeit und Milde, meiner Gerechtigkeit und Hingabe, wie es die Aufschrift auf diesem Schild bezeugt. Seit dieser Zeit überragte ich alle übrigen an Autorität, an Amtsgewalt aber besaß ich nicht mehr als die anderen, die auch ich im Amt zu Kollegen hatte.
35. Als ich mein dreizehntes Konsulat verwaltete, gaben mir der Senat, der Ritterstand und das römische Volk einmütig den Titel Vater des Vaterlandes. Sie beschlossen, dies solle inschriftlich verzeichnet werden in der Vorhalle meines Hauses sowie in der Curia Julia und auf dem Augustusforum auf der Basis des Viergespanns, das mir dort auf Senatsbeschluß hin errichtet worden war. Während ich dies schreibe, bin ich in meinem 76. Lebensjahr.